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MedicalLearning – Blog zur Zukunft der medizinischen Information

Der steinige Weg zu validen Daten

26. Juni 2017

Selbstmanagement-Unterstützung für Patienten mit einer chronischen Erkrankung gilt als der vielversprechendste Ansatz für telemedizinische Lösungen. Eine britische Gruppe hat in der aktuellen Ausgabe des Journal of Medical Internet Research (JMIR) die Evidenz für deren Einsatz jetzt in einem Metareview untersucht und dazu 53 Reviews und 232 einzelne Studien ausgewertet. Dabei ging es um die Indikationen Diabetes (Typ 1 und 2), Herzinsuffizienz, Asthma, chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) und Krebs.

Die Ergebnisse? Waren weder begeisternd, noch niederschmetternd. Blutzucker-Telemonitoring mit Feedback und Lifestyle-Interventionen konnte mit hoher Evidenz die Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes verbessern – nicht aber bei Typ-1. Und bei Herzinsuffizienz konnten Telemonitoring und Telefoninterventionen Mortalität und Krankenhauseinweisungen reduzieren – aber nicht in allen Fällen. Letztlich folgern die Autoren: „Larger-scale trials of telehealth-supported self-management, based on explicit self-management theory, are needed before the extent to which telehealth technologies may be harnessed to support self-management can be established.”

Zwei Aspekte machen trotzdem Hoffnung auf einen wirklichen Nutzen: In keiner einzigen Arbeit wurden negative Auswirkungen der Teleanwendungen beschrieben – die Zahl der gefürchteten „Unerwünschten Ereignisse“ ist also tatsächlich Null. Und je intensiver die Intervention war, desto größer auch der Nutzen bei Diabetes, Herzinsuffizienz und Asthma.

Wir meinen: Engmaschiges Monitoring mit entsprechenden Interventionen zur Unterstützung bestehender Therapieansätze hat das Potenzial, die Versorgung bei vielen chronischen Erkrankungen zu verbessern. Um die Einführung von kostenaufwendigen Telemedizinanwendungen in die Regelversorgung zu rechtfertigen, sind valide Daten erforderlich. Der Weg dorthin ist steinig, aber durchaus gangbar: Wo keine riesigen Zulassungsstudien erforderlich sind, können Real World-Daten der Schlüssel sein. Viel zu tun für die Versorgungsforscher …

J Med Internet Res 2017; 19: e172, doi:10.2196/jmir.6688

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