Corona-Weihnacht 2020

Im letzten Dezember war noch der Klimawandel omnipräsent. Wir hätten es nicht für möglich gehalten, dass dieses seinerzeit so beherrschende Thema nur Wochen später medial implodiert – und Platz macht für eine ganz akute Lebensbedrohung.

Die COVID-19-Krise fand relativ rasch Einzug in unserem Blog, über zwanzigmal haben sich unsere Beiträge diesem Themenkomplex direkt gewidmet oder seine indirekten Auswirkungen betrachtet. Wobei wir natürlich immer versuchen, etwas zu bringen, was unsere User nicht ohnehin jeden Tag in den Zeitungen lesen können.

Beispielsweise, dass das Auftragen von Kosmetik den Fieberscanner am Flughafen täuschen kann; dass Ransomware die Intensivstationen bedroht, als ob deren Auslastung nicht ohnehin schon beängstigend genug wäre; dass Tracing-Apps eigentlich eine gute Sache sind, aber die Effizienz bei uns dem Datenschutz geopfert wird.

Die Corona-Pandemie hat einige Versäumnisse in der Ausstattung der Gesundheitsämter offenbart. Dazu kam eine fast unerträgliche Vielstimmigkeit (selbsternannter) Experten auf den Gebieten der Virologie, Epidemiologie, Infektiologie und des Gesundheitswesens. Forderungen lassen sich leicht formulieren, wenn man sie selbst nicht umsetzen muss. Wissenschaft lernt durch Fehler, man muss allerdings auch bereit sein, diese zuzugeben.

Der kürzlich in THE LANCET veröffentlichte Aufruf der Wissenschaftler appelliert an ein sich als Einheit verstehendes Europa, das gemeinsam konkrete Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung ergreifen soll – Wunschdenken?

Trotz aller Skepsis erlaubt zumindest die nun endlich erfolgte Zulassung des ersten Impfstoffs einen zuversichtlicheren Blick auf das Jahr 2021. Hoffen wir, dass wir dann im Jahresrückblick ganz andere Themen aufgreifen können.

Wir wünschen Ihnen einen guten Start und informieren Sie ab Mitte Januar 2021 wieder über spannende Entwicklungen in der Medizin.

Ihr

medicallearning.de-Team

Klimawandel

Kein anderes Thema hat die Nachrichten der letzten Monate so beherrscht wie der Klimawandel. Aktuell findet die UN-Klimakonferenz in Madrid statt, vor einigen Tagen kam ein interner Bericht des Umweltbundesamtes ans Licht, der drastische Maßnahmen beinhaltete. Umgehend eifrig von Kommentatoren und Foristen diskutiert, sahen wir zwei schwer vereinbare Positionen. Für die einen handelt sich bei diesen Vorschlägen um einen zumutbaren Verzicht – für die anderen um eine unzumutbare Einschränkung.

Welche Folgen zeigte der Klimawandel im Jahre 2019 eigentlich in den medizinischen Disziplinen?

Erste Professur für Klimawandel und Gesundheit. Die Medizinerin und Epidemiologin Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch hat diese neue Position bekommen, die die Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) eingerichtet hat.

Der Klimawandel hat bereits jetzt ernsthafte Auswirkungen auf das menschliche Leben und die Gesundheit. Zunehmende Tage mit extremer Hitze. Gut nach zu vollziehen bei Temperaturen von über 40 Grad Celsius, dass Senioren, Kleinkinder sowie Patienten mit internistischen, neurologischen oder psychischen Vorerkrankungen besonders gefährdet sind. Zudem sehen Dermatologen einen Anstieg der Inzidenz des malignen Melanoms.

Das Auftreten von Infektionskrankheiten hängt nachweislich von klimatischen Bedingungen ab. Verändern sich diese, verändern sich ebenso die Verbreitungsgebiete. Prominent wird die eigentlich in den Tropen beheimatete Tigermücke aufgeführt, die auf ihrem Weg nach Mitteleuropa den Dengue-Flavivirus gleich mitbringt. Ebenfalls „profitieren“ Salmonellen, FSME, Borrelien oder auch Nicht-Cholera-Vibrionen, die jetzt häufiger in der Ostsee anzutreffen sind.

Allergene Pflanzen. Die Pollensaison verlängert sich, die Ausbreitung der hoch-allergenen Ambrosia (lt. Umweltbundesamt ein „Gefährliches Gewächs für Allergiker“) sollte bestmöglich eingedämmt werden.

Ausblick 2020. Der 123. Deutsche Ärztetag in Mainz bekommt ein prominentes Schwerpunktthema: Klimawandel und Gesundheit, denn „der Klimawandel (wird) als eine der zentralen Gesundheitsfragen des 21. Jahrhunderts anerkannt“.