Boom bei Videosprechstunden hält an

Corona beschleunigt digitale Lösungen. Durch die anhaltende Corona-Pandemie hält der Boom bei Videosprechstunden in Schleswig-Holstein weiter an. Das belegt eine aktuelle Auswertung der AOK NordWest: Danach wurden im Jahr 2021 insgesamt 12.882 Videosprechstunden von Versicherten der AOK NordWest mit Ärzten in Schleswig-Holstein durchgeführt. Das sind über 33 Prozent mehr als im Jahr 2020 mit 9.636 digitalen Beratungen. In 2019 ließen sich gerade einmal sieben AOK-Versicherte per Bildschirm beraten. „Die Videosprechstunden haben sich weiter etabliert. Angesichts der Infektionsgefahr mit COVID-19 konsultieren immer mehr Patientinnen und Patienten ihren Arzt digital per Video über PC, Laptop oder Smartphone. Durch die Corona-Pandemie erfährt die Digitalisierung im Gesundheitswesen einen riesengroßen Schub“, sagt Dr. Christoph Vauth, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.

Videosprechstunden am häufigsten in der Psychotherapie. Am häufigsten nutzten Psychotherapeuten und psychotherapeutisch tätige Ärzte sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten in Schleswig-Holstein die Videosprechstunden. Auf dem zweiten Rang folgten Allgemeinmediziner vor der Fachgruppe Innere Medizin/Rheumatologie.

(Quelle: Pressemitteilung der AOK NordWest vom 12.07.2022, gekürzt)

Krankenhäuser im Digitalisierungsrückstand

Die deutschen Krankenhäuser hinken bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterher. Wie der aktuelle Krankenhaus-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, arbeiten rund 40 Prozent der deutschen Krankenhäuser kaum digital. So nutzen sie beispielsweise keine elektronische Patientenakte oder weisen keinen digitalen Medikationsprozess auf, der von der Verordnung bis zum Bett der Patienten reicht. Beides würde die Patientensicherheit deutlich verbessern. Besonders ausgeprägt ist der Digitalisierungsrückstand bei den kleinen Krankenhäusern mit unter 200 Betten.

Woran krankt der digitale Wandel lt. Martin Litsch, dem Vorstandsvorsitzenden des AOK-Bundesverbandes?

  • einfach nur mehr Geld in die bestehenden Strukturen zu schütten wird den Wandel nicht beschleunigen
  • schlechte Rahmenbedingungen – wie ein zögerlicher Breitbandausbau
  • eine ungenügend ausgeprägte Innovationskultur
  • kleinteilige Versorgungslandschaft

„Dabei bietet eine stärkere Digitalisierung viele Vorteile. Durch die Veränderung interner Abläufe und institutionenübergreifender Prozesse lässt sich beispielsweise die Versorgungskette wirtschaftlicher gestalten. Zudem werden interne und externe Vernetzungen erleichtert und Informationsströme beschleunigt, was die Qualität der Patientenversorgung verbessert“, so Jürgen Klauber (Geschäftsführer des WIdO). Als international beachtetes Musterbeispiel des digitalen Wandels gelte Dänemark, das diesen Prozess seit 1990 auf den Weg gebracht hat.

Der Krankenhaus-Report 2019 „Das digitale Krankenhaus“ ist im jüngst im Springer-Verlag erschienen.

Klauber J, Geraedts M, Friedrich J, Wasem J (Hrsg.)
Krankenhaus-Report 2019, Schwerpunkt: Das digitale Krankenhaus. Springer, Berlin Heidelberg 2019.
Open Access: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-58225-1

Quellen: nach Pressemitteilungen des AOK-Bundesverbandes und des WIdO