Hausärzteverband Baden-Württemberg fordert Einbindung bei den Corona-Impfungen

(hausarzt-bw.de) Impfen ist für Hausarztpraxen originäres und fast tägliches Geschäft. Daher ist auch grundsätzlich die Corona-Impfung schnellstmöglich in die hausärztliche Praxis zu überführen. Hausärzte kennen ihre Patienten, ihre individuellen Bedarfe sowie deren Vorerkrankungen (z. B. Allergien). Die Patienten vertrauen ihnen und ihrem Urteil. Sie sind zudem Experten bei Impfreaktionen und das Hausarztpraxisteam bietet die personellen und räumlichen Ressourcen, um in die Corona-Impfungen eingebunden zu werden. Bereits bei den Testungen und den weiteren Corona-Maßnahmen haben die Praxisteams bewiesen: Mit ca. 85% aller Behandlungsfälle sind sie unsere starke Säule in der Corona-Pandemie. Daher lautet unser Credo: Hausärzten soll das Impfen in ihren Praxen ermöglicht werden, um die Impfzentren zu unterstützen und gegen die vorherrschenden Einschränkungen schneller und effizienter vorzugehen. Hierfür sind jedoch die Rahmenbedingungen, wie auch bei den Impfzentren, auszugestalten und das Impfen in großem hausärztlichen Maße vorzubereiten.

Die mit dem Impfen verbundenen Aufgaben wie beispielsweise die Impf-Aufklärung, die Dokumentationen sowie die Nachbeobachtung, inklusive der Beobachtung von anaphylaktischen Reaktionen, bedeuten einen Aufwand in Hausarztpraxen, den es adäquat zu honorieren gilt. Es kann nicht sein, dass lediglich die Materialkosten erstattet werden, denn corona-konforme Raum- und Rahmenbedingungen gilt es zu organisieren und umzusetzen, sodass auch die Finanzierung der Praxen und des Praxispersonals gesichert werden muss. Wir fordern daher eine angemessene Honorierung unserer Tätigkeiten.

Zu den Rahmenbedingungen gehört es zudem, den bürokratischen Mehraufwand für impfende Hausarztpraxen gering zu halten. Wie bei den Corona-Testungen auch, müssen Strukturen geschaffen werden, die ein flexibles und pragmatisches Handeln ermöglichen. Zudem gilt es den/die in den Hausarztpraxen zu verimpfende/n Impfstoff/e in ausreichender Menge den Hausarztpraxen zur Verfügung zu stellen. Die logistischen Arbeiten können nicht von den Hausarztpraxen übernommen werden, sondern es sollten die bewährten Strukturen auch bei der Impflogistik übernommen werden. Die Haftung für Impfschäden etc. hat, wie bei den Impfzentren, das Land zu übernehmen, wobei es damit unerheblich sein sollte, wo der Impfstoff verimpft wird.

Das dezentrale Impfen ist eine wichtige medizinische Maßnahme im Zuge der Corona-Pandemie, lassen Sie uns keine Zeit verlieren und die Rahmenbedingungen klären, damit auch wir schnell und tatkräftig durchstarten können, um weitere schwere Covid-19-Verläufe bei unseren Patientinnen und Patienten zu reduzieren.

Kommentar der Redaktion: Die Einbindung von Haus- und auch Facharztpraxen ist die einzige Möglichkeit den drohenden “Impfstau” abzuwenden. Alle offenen Fragen bzgl. Haftung oder Impf-Priorisierung (vorzugsweise durch den Arzt!) hätten längst entschieden werden können.

Corona: Impfung ohne Nadel?

Das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam und der Technologietransfer-Fond KHAN-I entwickeln gemeinsam mit dem Lead Discovery Center in Dortmund ein Impfverfahren gegen SARS-CoV2. Die Forscherinnen und Forscher hoffen, in den kommenden Jahren über den gezielten Impfstofftransport über die Haut Immunität und Schutz gegen das Virus aufbauen zu können.
SARS-CoV2 hat mittlerweile über 3,6 Millionen Menschen weltweit infiziert und ist verantwortlich für über 250.000 Todesfälle. Die Dunkelziffer wird deutlich höher eingeschätzt. Für Milliarden Menschen bestimmt diese Pandemie gegenwärtig den Lebensalltag und auch langfristig sind die Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Gesundheitssysteme schwerwiegend. In Industrie und akademischer Forschung wird über viele Lösungsansätze an der schnellen Entwicklung eines wirksamen, anhaltenden Impfschutzes gearbeitet, der in der Zukunft die Notwendigkeit drastischer Maßnahmen zur Ausbreitungsbeschränkung solcher Erkrankungen vermeiden kann.
Impfstoffe stellen die einzige langfristige Möglichkeit dar, einen Erreger zu bekämpfen. Im Zusammenhang mit SARS-CoV2 werden vor allem neuartige und schnell auf neue Viren anpassbare Impftechnologien forciert, die auf die Applikation von Nukleinsäure-Wirkstoffen oder Verwendung von Adenovirus-Vektoren beruhen. Fast alle dieser Technologien beruhen auf der Injektion des Impfstoffs in den Muskel des Patienten. In der Haut ist die Dichte der Immunzellen allerdings höher als in Muskeln: Hier befinden sich auch die sogenannten Langerhans-Zellen. Diese Zellen aktivieren und koordinieren die antivirale Antwort im Körper.
Die Arbeitsgruppe von Christoph Rademacher am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung hat eine neue Plattformtechnologie entwickelt, mit dem diese Langerhans-Zellen gezielt angesprochen werden können. Dieses System soll es ermöglichen, Impfstoffe direkt auf die Haut aufzutragen oder mit Mikronadeln zu injizieren.

(Quelle: Pressemeldung der Max-Planck-Gesellschaft vom 13. Mai 2020, gekürzt)