Mensch vs. Maschine: Hautkrebs-Diagnosen

Die jüngst in THE LANCET – Digital Health erschienene Studie “Comparison of humans versus mobile phone-powered artificial intelligence for the diagnosis and management of pigmented skin cancer in secondary care: a multicentre, prospective, diagnostic, clinical trial” von W. Menzies et al. untersucht den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), hier speziell Smartphone-gestützte KI, bei der Diagnose und dem Management von pigmentierten Hautläsionen, die auf Hautkrebs hinweisen könnten.

Hierbei wurden sowohl erfahrene Spezialisten als auch „Novizen“ (junge Ärzte in Weiterbildung) in Kliniken in Australien und Österreich einbezogen. Die Patienten waren zwischen 18 und 99 Jahre alt und hatten bestimmte Hauttypen. Zwei KI-Instrumente wurden getestet: ein neuer 7-Klassen-KI-Algorithmus und der ISIC KI-Algorithmus. Die Diagnosen der KI wurden mit denen von Spezialisten und Anfängern verglichen. Insgesamt wurden 172 verdächtige pigmentierte Läsionen (84 davon bösartig) von 124 Patienten in der diagnostischen Studie und 5696 pigmentierte Läsionen (18 davon bösartig) von 66 Hochrisikopatienten in der Management-Studie untersucht.

  • Der 7-Klassen-KI-Algorithmus zeigte eine Diagnosegenauigkeit, die den Spezialisten ähnlich war (Genauigkeitsunterschied 1,2%) und deutlich besser als die der Anfänger (21,5%).
  • Der ISIC KI-Algorithmus war weniger genau als die Spezialisten (-11,6%), aber besser als die Novizen (8,7%).
  • Bei Management-Entscheidungen war der 7-Klassen-KI-Algorithmus etwas weniger genau als die Spezialisten und zeigte gemischte Ergebnisse im Vergleich zu den Anfängern, je nach Szenario.

Smartphone-basierte KI-Technologie zeigt also Potenzial bei der Diagnose von verdächtigem pigmentierten Hautkrebs, wenn sie von Spezialisten verwendet wird, obwohl ihre Anwendung für Management-Entscheidungen sorgfältiger durchgeführt werden muss. Ein KI-Algorithmus, der in experimentellen Studien überlegen war, war in einem realen Szenario signifikant unterlegen, was darauf hinweist, dass bei der Übertragung von Ergebnissen experimenteller Studien auf die klinische Praxis Vorsicht geboten ist.

Originalbeitrag

Entwickelt sich das Smartphone zum Gesundheitszentrum?

Die recht erfolgreiche Einführung der Corona-Warn-App vom RKI beweist, wie sehr bereits heute die Informationen zur eigenen Gesundheit mit dem persönlichen Smartphone verzahnt sein können.

Was ist in Zukunft noch zu erwarten?

  • Bereits heute verfügen Smartphones über eingebaute Sensoren, die zahlreiche Parameter analysieren können und demnächst wird das Smartphone (in Verbindung mit der Smartwatch) Vitalfunktionen überwachen. Anwendung bei der Früherkennung einer Erkrankung und dem Monitoring begonnener Therapien.
  • Die integrierten Infrarot-Sensoren eines iPhones könnten nicht nur zur FaceID, sondern auch zur Temperaturmessung und -aufzeichnung genutzt werden – ohne externe Zusatzgeräte. Bei einer Pandemie könnte dies ein wichtiges Hilfsmittel sein. Und siehe da: schon hat Huawei in einem neuen Modell bereits einen Infrarot-basierten Temperatursensor integriert. Kurz an die Stirn halten – schon zeigt die App die Körpertemperatur.
  • Ein Thema, welches wir in diesem Blog schon mehrfach aufgegriffen haben: der mobile Hautarzt. Das Smartphone erstellt ein Foto vom Leberfleck, die KI erstellt eine Empfehlung zum Arztbesuch – oder gibt Entwarnung.
  • Die Sprachanalyse über das Smartphone erkennt neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Aphasie etc.

Erstaunlich an dieser kurzen und unvollständigen Aufzählung ist, dass es sich hier keineswegs um Science-Fiction handelt, sondern um die Gegenwart.