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MedicalLearning – Blog zur Zukunft der medizinischen Information

Skandinavien als Vorbild

21. Oktober 2015

Zur Zeit findet in Odense auf der dänischen Insel Fünen die European Telemedicine Conference statt – eingebettet in die „Week of Health and Innovation“. Wenn man dort in den Vortragssälen sitzt und durch die Gänge der dazugehörigen Ausstellung schlendert, bekommt man schnell den Eindruck, dass man in Skandinavien sehr viel schneller erkannt hat, welch ungeheures Potenzial die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet.

Dort sind natürlich auch Produkte zu sehen, über deren möglichen Nutzen man erst einmal die Stirn runzelt. Etwa elektronische Pillenboxen, die automatisch piepen, wenn die Medikamenteneinnahme ansteht und auch gleich „petzen“, wenn der Patient der Aufforderung nicht innerhalb einer einstellbaren Zeit nachkommt. Oder RFID-Chips, die als Pfenningartikel in die Unterwäsche von Alzheimer-Patienten eingearbeitet werden und dann im Pflegeheim dafür sorgen, dass die Patienten nur Türen in die Räume öffnen können, in denen Sie sich auch aufhalten sollen.

Dieser Beispiele gibt es viele, beeindruckender ist aber, wie die skandinavischen Gesundheitssysteme die Versorgungsschritte des Alltags umsetzen. Das elektronische Rezept und die elektronische Überweisung gehörten eigentlich schon zum Pflichtenheft, als in den frühen 2000er-Jahren die ersten Konzepte für die elektronische Gesundheitskarte auftauchten. Was hat sich seitdem getan? Wenig bis nichts …

In Dänemark gibt es mit der Medcom eine Organisation, die durchaus mit unserer Gematik vergleichbar ist. Im Auftrag des Gesundheitsministeriums kümmert sie sich um die Entwicklung von Standards, welche die Hersteller von Praxisverwaltungssoftware dann in ihre Systeme integrieren. Der große Unterschied zur Gematik: Man ist hier schon seit Jahren über die Konzeptionsphase hinaus gekommen. Sowohl für das elektronische Rezept als auch für die Überweisung gibt es einen Hub, in dem die Vorgänge zwischengespeichert werden. Verordnet ein Arzt ein Präparat, wird es in dieser gesicherten Cloud gespeichert und kann mit der ID des Patienten von jeder Apotheke abgerufen werden. Gleiches gilt für die Überweisung.

Stellt sich die Frage: Warum macht man sich nicht einfach existierende Standards zunutze? Die Software ist offen dokumentiert und wird nach Angaben der Dänen ohne Kosten lizenziert. Und die Hersteller von PVS sind in Deutschland und Dänemark weitgehend die gleichen, auch wenn die Produkte anders heißen – sie haben  also bereits Erfahrung damit. Vielleicht wäre es jetzt endlich an der Zeit, bewährte Konzepte zu nutzen – auch wenn man sich am Ende nicht damit schmücken kann, der Erfinder zu sein.

www.telemedicineconference.eu

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