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Riesiges Einsparpotenzial trifft tragische Innovationsbremse

30. Mai 2022

In dieser Woche können wir von einer weiteren Facette des Endlos-Themas Telematikinfrsstruktur berichten: dem Einsparpotenzial. Schon 2018 hatte McKinsey zusammen mit dem Bundesverband Managed Care (BMC) das Nutzenpotenzial berechnet. Damals kam man auf die stattliche Summe von rund 34 Mrd. EUR p.a.

Vier Jahre und eine Pandemie später wurde dieser Report jetzt aktualisiert. Einiges ist umgesetzt, vieles in der Pipeline, noch mehr in einer chaotischen Übergangsphase. „Richtig eingesetzt kann die Digitalisierung helfen, das „quadruple aim“ zu erreichen: höhere Versorgungsqualität, größere Kosteneffizienz, ein verbessertes Patientenerlebnis und ein optimiertes Arbeitserlebnis für das Personal im Gesundheitswesen“ schreiben die Autoren in der Einleitung. Die wichtigsten Ergebnisse der aktualisierten Studie (Link):

— Im Vergleich zu 2018 hat sich das Nutzenpotenzial der Digitalisierung um 24% auf rund 42 Mrd. EUR p.a. erhöht.

— Lediglich rund 1,4 Mrd. EUR des Potenzials sind bislang erschlossen. Mit der Steigerung der Gesundheitsausgaben ist auch das Nutzenpotenzial gestiegen, und zwar um 3,7 Mrd. EUR im Vergleich zu 2018. Auch ist der Effekt einiger Technologien (z.B. Telekonsultation) heute höher einzuschätzen, was das Nutzen potenzial um weitere 5,8 Mrd. EUR steigen lässt.

— Allein mit 5 der 26 im Detial untersuchten Technologien ließen sich bereits rund 22 Mrd. EUR Nutzen realisieren. Spitzenreiter ist die ePA mit einem Potenzial von 7 Mrd. EUR.

— Rund 61% des Gesamtpotenzials ergeben sich aus Produktivitätssteigerungen bei den Leistungserbringern, 39% aus der Verringerung des medizinischen Bedarfs.

Das alles liest sich total spannend, 42 Milliarden sind natürlich ein riesiges Einsparpotenzial, das letztlich auch sicher zumindest zum Teil den Patienten zugute käme. Es klingt aber auch ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Ein Blick in die Zukunft halt.

Eine deutlich dunkleres Zwischenfazit zieht eine Analyse von Heise online, die ebenfalls letzte Woche veröffentlicht wurde (Link). Titel: „Teure Intensivmedizin für ein totes Pferd“. Das bezieht sich auf die den Dakota-Indianern zugeschriebene Weisheit „Wenn du erkennst, dass Du ein totes Pferd reitest,  steig ab.“ Genüsslich hält der Beitrag fest: „ … kann man den weisen Rat … ignorieren und teure Wiederbelebungsmaßnahmen verordnen. Zur Pflege der öffentlichen Gesundheit wäre es aber klüger, den Kadaver zu entsorgen, ehe er weiteren Schaden stiftet.“ Die Forderung lautet: Mehr Wettbewerb und weg vom aktuellen TI-Monopol, das „ … nicht nur tragische Innovationsbremse, sondern eine rückwärtsgewandte IT repräsentiert.“ Ob all das in den Strategie-Prozess einfließen wird, den der Bundesgesundheitsminister ab Sommer zu diesem Thema plant? Wir werden es sehen.

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